Montag, 14. November 2011

Zurück aus der Versenkung

Nach langer Zeit der Untätigkeit melde ich mich wieder zurück.
Diese Zeit der Abwesenheit habe ich aber gebraucht um einige Dinge in meinem Leben zu Ordnen und auch um mir über einiges im Klaren zu werden.

Was hat sich seit dem letzen Post alles getan?
Zuersteinmal habe ich mir doch ärztliche Hilfe geholt, nachdem ich durch die schwere Depression so starke Schlaf- und Essstörungen hatte, dass es gesundheitlich gefährlich wurde.
Mit Hilfe von Psychologe und Therapeutin geht es mir jetzt schon ein ganzes Stück besser. Auch wenn die Medikamentendosis noch recht hoch ist, denke ich, dass nicht nur diese, sondern vor Allem mein Outing vor Familie und Freunden dazu beigetragen hat, dass ich inzwischen wieder etwas positiver in die Zukunft sehen kann.
Ich stelle immer mehr fest, wie viele Gefühle ich über all die Jahre nicht zulassen wollte und verdrängt habe.
Zwar bin ich nach wie vor nicht zu 100% sicher, aber es überwiegt doch eindeutig das Gefühl ein Mädchen im Körper eines Jungen zu sein, und das nicht nur auf sexueller Ebene.

Was mich extrem positiv Überrascht hat, war die breite durchweg gute Reaktion meiner Umwelt auf mein Outing. Statt Ablehnung bekam ich Hilfsangebote und Zuspruch. Dazu kann ich nur sagen: DANKE! Es tut gut Menschen zu erleben, die für einen Da sind, auch in schlechter Zeit.

Es bleiben mir zwar immernoch Zweifel, aber es geht voran. Wie es weitergeht, werde ich hier berichten, und diesmal etwas zeitnaher, versprochen!

Freitag, 26. August 2011

Angst und Scham

Egal wie ich es drehe und wende, egal wie ich auch nur die nähere Zukunft, geschweige denn die weitere mir versuche Vorzustellen, es bleibt als Hauptgefühl die Angst. Die zweite große Konstante in meinem Gefühlschaos ist die Scham, die mich städig begleitet. Ich schäme mich dafür, dass ich nicht normal bin. Ich schäme mich dafür, dass ich mich selbst befriedige, während ich mir vostelle eine Frau zu sein. Ich schäme mich sowas anderen und auch mir einzugestehen.

Warum gibt es keine Pille, die mich normal werden lässt. Ich würde ja gerne Lust empfinden, wenn ich mit meiner Freundin verkehre, aber so sehr ich mir es wünsche, es ist nicht so.

Ich habe Angst, niemals zu wissen wer ich wirklich bin. Ich Angst vor egal welchem Weg.
Sowie ich mir in Gedanken eingestehe, dass ich lieber weiblich wäre, kommt gleichzeitig das Gefühl auf: Was wenn ich mir doch nur alles einbilde? Vielleicht sind ja nur Hormone oder Gene dran schuld und man kann es behandeln? Immerhin habe ich doch vom Verhalten  ja doch einiges männliches und ich habe doch auch viele Jahre gut als Mann gelebt.
Kurz darauf kommt aber wieder die Sehnsucht nach einem weiblichen Körper. Dann überlege ich mir, ob es für mich nicht doch gut wäre den Weg der Transition zu gehen. Doch auch hier kommt große Angst auf: Wie soll ich den Weg durchstehen, wenn ich bis heute nie in weiblicher Kleidung rumgelaufen bin? Wie könnte ich mein männliches Gesicht so hinbekommen, dass es als weiblich durchgeht und erst die Stimme, die alles andere als weiblich klingt. Mein so schön aufgebautes Leben zerbricht an dem. Dann bleibt die Angst vor dem, wie ich am "Schluss" aussähe. Ich habe leider neben extrem schönen ehemals transsexuellen Frauen leider auch einige Bilder gesehen, wo ich Probleme hätte mit solch einem Körper zu leben. Ich kann die Betroffenen nur Bewundern ihren Weg geangen zu sein, aber ich gebe trotzdem zu, dass ich gerne "echt" weiblich aussehen würde und einigen Frauen sieht man ihre männliche Vergangenheit einfach sehr stark an.

Dazu kommt die Frage: Ist mein Verhalten wirklich weiblich genug. Ich habe zwar schon immer Verhaltensweisen gezeigt, die eher "nicht-männlich" waren, aber halt auch nicht unbedingt weiblich. Ich bin in manchen Bereichen einfach eher männlich. In Anderen dagegen wiederum würde ich mir wünschen, ich könnte sofort meine weiblichere Seite zeigen. Mein bisheriges Leben verlief irgendwo im geschlechtsindifferenten Raum.

Ich muss leider zugeben, dass ich mir derzeit eine Zukunft weder als Mann, noch als Frau vorstellen kann und das macht mir erst recht Angst.

Donnerstag, 25. August 2011

Autogynophilie vs. Transsexualität

Bei meiner Suche nach Antworten, zu was ich gehöre bin ich auf verbitterte Lagerkämpfe zwischen Befürwortern und Gegnern der Autogynophilie-Theorie gestoßen. Hier möchte ich versuchen beide Begriffe etwas harmonisierend zu verbinden, denn ich glaube inzwischen dass sich beide Überschneiden und zum Teil das Selbe beschreiben.

Autogynophilie
Ray Blanchard hat als Erklärungsversuch für das Auftreten von Transsexualität den Begriff Autogynophilie erfunden. Nach seiner Theorie handelt es sich bei dem Wunsch eine Frau zu sein um einen sexuellen Fetisch. Leider gibt es wenig tiefergreifende Quellen auf deutsch und selbst die wenigen Definitionen auf deutsch sind sehr unterschiedlich. Darum kann ich nur die Wikipediadefinition empfehlen. Im Englischen wird der Begriff häufiger genutzt. Hier kann ich auf Blanchards Originalartikel verweisen.

Transsexualität
Es ist schwierig bei der Vielzahl an Facetten den Begriff Transsexualität so zu definieren, dass er allen Gerecht zu wird. Verschiedene Definitionen und Erklärungsversuche finden sich im Netz genug, aber mir ging es so, dass ich mit mehr Info teilweise noch verwirtter war. Ich versuche für mich (andere können gerne andere Definitionen bevorzugen) so zu definieren: Ein Mensch ist transsexuell, wenn er/sie dauernd das Gefühl hat, dass sich das Geschlecht des gegebenen Körpers und Geist vom Geschlecht des gefühlten Körpers und Geist stark unterscheidet. Ob es als Krankheit definiert wird oder als Laune der Natur, ist jedem selbst überlassen.

Zwei verschiedene Phänomene oder doch nur verschiedene Teile des gleichen Ganzen?
Ich bin inzwischen überzeugt, dass sehr wohl beide Begriffe miteinander und inneinander verzahnt genutzt werden können.
Ja, ich hatte über Jahre weg und habe immernoch sexuelle Erregung, wenn ich mich als Frau vorstelle. Zudem stelle ich mir als Frau sowohl sexuelle Handlungen mit anderen Frauen aber auch mit Männern vor - also bin ich laut Definition eindeutig autogynohpil. Aber ich habe auch schon immer ein eher weibliches Identitätsgeschlecht, was über die Jahre immer wieder zum Vorschein kam und ich nur die meiste Zeit verdrängt habe. Ich habe auch ausßerhalb von sexuellen Vorstellungen den Wunsch nach einem weiblichen Körper.
In einigen Blogs habe ich gelesen, dass es bei autogynophilen Menschen eine breite Spannweite gibt. Von typischen Männern mit, nach eigenen Aussagen, eindeutig männlichem Verhalten, die Tatsächlich nur im Sexuellen andere Vorstellungen haben, über "Softies", die weniger männliche Verhaltensweisen haben, sich sonst aber eindeutig männlich sehen und fühlen, außer beim Sexuellen, bis hin zu Menschen, die irgendwann doch den Weg richtung Frau eingeschlagen haben.
Ich denke dass alles davon verschieden starke Ausprägungen von Transsexualität ist. Die Frage ist, ob es für den betroffenen zur Belastung wird und wie er damit umgeht. Ich denke erste genannte Mann wird sich eher nicht als transsexuell sehen, sondern sich lieber einen sexuellen Fetisch eingestehen. Die anderen wiederum sind sich vielleicht unschlüssig, bzw. letztere hat festgestellt, dass sie mit ihrer Autogynophilie doch nur ihre weiblichen Gefühle unterdrückt, oder auf diese Weise ausgelebt hat.
Es zeigt sich, dass es wieder mal kein reines Schwarz und Weiß gibt, sondern alle Schattierungen dazwischen. Leider gibt es ein paar "echte" Transsexuelle, die den "Grenzgängern" aberkennen transsexuell zu sein. Wenn ich dabei mich selbst betrachte, leide ich aber vermutlich genauso, wie "echte" Transsexuelle. In manchen Punkten haben autogynohpile Transsexuelle es vielleicht sogar noch schwerer, denn sie wissen oft nicht eindeutig welchem Geschlecht sie angehören und das kann, aus eigener Erfahrung, extrem belastend sein.

Mittwoch, 24. August 2011

Früher bis heute

Heute will ich versuchen einen kurzen "Lebenslauf" bezüglich meiner Persönlichkeit aufzuschreiben. Entschuldigt den vielen Text - ich habe versucht es in Kürze zu schreiben, aber es gab einfach die letzten Jahre zuviel.

Frühe Kindheit:
Ehrlich gesagt, hatte ich denke ich eine ganz normale Kindheit. Ich kann mich noch an recht vieles Erinnern und erinnere mich auch gerne daran. Auch an die Kindergartenzeit kann ich mich noch gut erinnern und auch hier muss ich sagen, dass es mir Spaß gemacht hatte und ich ein ganz normaler Junge war.

Grundschulzeit:
Zurückblickend weiß ich, dass ich das erste mal das Gefühl hatte " irgendwie anders" zu sein, als ich in der ersten Klasse war. Ich wollte damals beim Fangenspiel, beim Verstecken, usw. (dort wo Mädchen gegen Jungs spielten) immer bei den Mädchen mitmachen. Nicht dass ich damals wusste warum, aber ich war lieber bei der Mädchenmannschaft. Ich hatte damals eine allerbeste Freundin (eigentlich sollten in dem Alter Mädchen ja blöd sein), und habe sehr viele mit ihr meine Freizeit verbracht. Wir haben sowohl Mädchenspiele (ja, auch mit Puppen) gespielt, aber auch Ball. Ich habe mir damals aber nie Gedanken gemacht, dass das nicht normal wäre. Neben meiner besten Freundin hatte ich aber auch Jungs als Freunde. Mit denen habe ich genausgerne gespielt, außer sowas wie Krieg, oder Cowboy oder ähnliches.

Frühe Pubertät:
Neue Schule (Gymnasium), neue Freunde. Auch hier sowohl Jungs, als auch Mädchen als Freunde/Freundinnen. Das erste Mal sexuelle Gefühle, bzw. Selbstbefriedigung. Anfangs hatte ich bei Selbstbefriedigung überhaupt keine anderen Gedanken oder Bilder im Kopf. Ich mochte einfach das Gefühl. Kurz danach begann es aber mit abstrusen Vorstellungen: zuerst war ich auf Mädchenschuhe (vor Allem Sportschuhe) fixiert, später auf Mädchenkleidung (und zwar wirklich Mädchenkleidung und nicht Frauenkleidung, mich erregten Kindlich/Jugendliche Kleidungsstile, aber keine "Altfrauenkleider"). Es dauerte nicht lange, da stellte ich mir vor, ich wäre ein Mädchen und hätte diese Kleidung und Schuhe an. Es ging dabei nicht um irgendwelche aufreizenden Kleidungen, sondern ganz Alltägliches. Das war auch die Zeit, in der ich mir das erste mal Gedanken machte, ob ich dem "richtigen" Geschlecht angehöre. Diese Gedanken habe ich aber schnell wieder verdrängt, denn ich bin doch ein richtiger Junge.

spätere Pubertät:
Die Vorstellungen beim Selbstbefriedigen änderten sich, und ich begann mir Bilder dabei anzuschauen. Häufig waren es Bilder aus Katalogen und Werbeprospekten. Da mich die Bilder von jungen Mädchen meisten erregten, befürchtete ich schon, ich wäre pedophil. Was ich aber definitiv und vollkommen verneinen kann, denn ich hatte NIEMALS in meinem Leben die Vorstellungmit einem kleienen Mädchen... , sondern ich wäre immer gerne selbst dieses Mädchen gewesen. Trotzdem war ich über mich selbst schockiert. Zusammen mit anderen Lebensproblemen (klassische Pubertätsprobleme) und der Erkenntnis, dass ich scheinbar doch nicht normal bin fiel ich in eine erste große depressive Phase. Diese steigerte sich bis zu einem (eher halbherzigen) Versuch mir das Leben zu nehmen. Dank der Selbsterkenntnis, dass ich ohne Hilfe da nicht rauskäme, habe ich mich dann doch einem Arzt anvertraut, der mich in Therapie schickte. Leider war ich damals nicht stark genug den wahren Grund für meine Depressionen zu verraten und so wurde die Depression, nicht aber die Ursache behandelt.
Später lernte ich ein Mädchen kennen, verliebte mich in sie und hatte mit ihr meine ersten echten sexuellen Erfahrungen. Ich glaubte zu dieser Zeit doch ein normaler Junge zu sein und dass alles vorher nur eine Phase war. Leider kam die Erkenntnis, dass doch nicht alles OK ist schon nach recht kurzer Zeit. Nach wenigen malen Sex mit stellte ich mehr und mehr fest, dass ich kein Interesse an bzw. keine Erregung bei normalem Geschlechtsverkehr hatte. Ich begann wieder mithilfe von Bildern mich selbst zu befriedigen, während ich mir vorstellte ein Mädchen zu sein. 

Studium und Beruf:
Trotz sexueller Diskrepanz besteht die Beziehung bis heute, denn zu Liebe gehört viel mehr als Sex und ich habe eine ganz besondere und tolle Lebensgefährtin.
Dank sonst guter Entwicklung im sozialen und beruflichen Umfeld (Studium, guter Job, stabiler Freundeskreis) konnte ich viele Jahre ein Doppelleben führen, bei dem ich der nette Kollege, Freund und Partner auf der einen Seite war und der, von der Vorstellung ein Mädchen oder inzw. eine Frau zu sein, getriebene Mensch auf der anderen Seite. Durch die Jahre wollte ich Phasenweise immer wieder besonders Männlich sein, mit Fitnessstudio und Muskelaufbau, dann wieder eher als Softie, fast schon weiblich auftretener Mensch . Jeder Wechsel dieser Phasen, die leider nicht regeläßig und meist sehr unverhofft wechselten, fiel ich in Depressionen und Selbstzweifel. Machte mir Gedanken, warum ich so bin, wie ich bin und erkannte das ein oder andere Mal, dass ich lieber Weiblich wäre, was ich schnellstmöglich wieder verdrängte.

Heute: 
Leider nahm die Intensität der depressiven Phasen und auch die Häufigkeit im Laufe der Jahre immer mehr zu. Ich hatte mich immer mit viel Arbeit im Beruflichen und Privaten abgelenkt, doch solbald kein Druck von außen mehr bestand, stürzte mein Innenleben wieder ein. Der letzte Crash vor wenigen Wochen gelangte letztendlich zu einer Beichte bei meiner Lebensgefährtin und der Erkenntnis, dass ich Hilfe benötige.
Leider weiß ich bis jetzt nicht 100%, ob ich einfach nur pervers (Autogynophil im ursprünglich verwendeten Sinne) bin, oder doch transsexuell. Körperlich und vom Empfinden her wünsche ich mir seit Jahren sehnlichst einen weiblichen Körper. Mein Verhalten und mein Rollenverständnis hängt dagegen irgendwo zwischen Mann und Frau und ich habe schon immer irgendwo dort gelegen und möchte auch nicht die "typische" Frau, nach Klischee werden. Das soll jetzt nicht diskriminierend wirken, doch gibt es einige transsexuelle, die nach ihrer Umwandlung "Überfrau" und extrem weiblich werden wollen, mit viel Schmuck und MakeUp. Ich dagegen kann nicht viel mit MakeUp anfangen und es mir auch nicht in Zukunft vorstellen. Ich glaube ich wäre gerne eine Frau mit leicht männlichem Charakter - oder möchte ich doch lieber ein Mann mit eher weiblichen Verhaltensweisen bleiben? Ich weiß es nicht.

Soweit für heute, in einem späteren Post werde ich darlegen, was mir soviel Angst bereitet mich mit einer möglichen Transition auseinanderzusetzen und was mir genauso Angst macht so zu bleiben wie ich bin.

Dienstag, 23. August 2011

Warum dieser Blog

Erstmal ein Hallo an die Welt, an Euch.

Warum richte ich einen öffentlichen Blog ein, um eine so persönliche Frage zu klären: Wer bin ich?
Die Antwort: Ich habe mir viele Gedanken gemacht und über lange Zeit sehr viel im Internet recherchiert und vor Kurzem bin ich über einen englischsprachigen Blog gestolpert, welcher in vielen Bereichen genau meine Gefühle und Ängste beschreibt. Dieser Blogger hat mit dem Führen seines Blogs dazu beigetragen zu sich selbst zu finden. Ich habe mir deshalb dazu entschieden das Gleiche zu versuchen, um eventuell auch die ein oder andere Frage meines Lebens zu beantworten, aber auch um Infos an mögliche andere Betroffene weiterzugeben, die leider kein Englisch können.

Möglicherweise erhalte ich die Erlaubnis einige englische Original-Beiträge zu Übersetzen und hier zu veröffentlichen.

Jetzt zu mir: ich bin 29 Jahre alt, körperlich männlich und das, was in der englischsprachigen Szene: "crossdreamer" oder "autogynophil" genannt wird. Leider bin ich mir selbst dabei völlig unsicher. Eventuell bin ich auch doch schlicht transsexuell und gestehe es mir einfach noch nicht richtig ein. Kurz: ich weiß einfach nicht, ob ich männlich oder weiblich bin.

Ich will neben persönlichen Beiträgen auch informative Beiträge zum Thema Transsexualität, Autogynophilie und deren Kontroverse Diskussionen veröffentlichen - es wird sich zeigen, ob mir all das gelingt.